OM - Urklang des Seins
In fast jeder Yogastunde beginnt und endet die Praxis mit einem gemeinsamen OM. Manche sprechen es als "OM", andere als "AUM" – und oft wird es wie selbstverständlich verwendet, ohne dass ganz klar ist, warum wir es singen.
Was bedeutet OM?
OM ist weit mehr als nur ein traditioneller Klang. Es ist ein Symbol, ein “Werkzeug”, eine Erfahrung, die tief in die Philosophie und Praxis des Yoga hineinführt. OM ist ein Mantra, also ein Klang oder eine Silbenfolge mit spiritueller Kraft. Im Sanskrit setzt sich OM aus drei Lauten zusammen:
A – steht für den Wachzustand (jagrat)
U – steht für den Traumzustand (svapna)
M – steht für den Tiefschlafzustand (sushupti)
Diese drei Zustände umfassen das gesamte menschliche Bewusstsein. Doch OM endet nicht einfach mit dem „M“. Es folgt die Stille, die Pause danach, die vierte Dimension (turiya). Sie steht für das transzendente, das reine Sein, das jenseits aller Zustände liegt.
OM ist also ein akustisches Abbild des gesamten Bewusstseins.
Warum singen wir OM im Yoga?
Das gemeinsame OM am Anfang einer Yogastunde dient als energetischer Einstieg:
Es verbindet die Gruppe, schafft Resonanz und Präsenz im Raum.
Es zentriert die Aufmerksamkeit und bringt Körper, Atem und Geist in Einklang.
Es markiert den Übergang vom Alltag zur Praxis.
Es öffnet das Feld für etwas Größeres – für Verbindung, Bewusstsein, Ausrichtung.
Das OM am Ende der Stunde schließt die Praxis und unterstützt dabei, die Praxis nachwirken zu lassen.
OM als Klangkörper
OM ist nicht nur ein Wort – es ist ein Resonanzfeld. Wenn du OM singst, vibriert dein Körper mit:
Der Klang des "A" öffnet Brust und Kehle.
Das "U" bringt die Vibration nach oben, Richtung Kopf.
Das "M" summt im Schädel und bringt alles zur Ruhe.
Die anschließende Stille lässt dich den Raum zwischen den Dingen wahrnehmen – das, was du sonst vielleicht überhörst.
OM ist damit auch eine Meditation: ein Weg, dich selbst in Schwingung zu bringen, dich mit deinem innersten Klang zu verbinden.
OM - der Urspung
In den klassischen indischen Schriften wie den Upanishaden gilt OM als der Ursprung allen Seins. "Nada Brahma" – die Welt ist Klang. In dieser Sichtweise ist OM nicht nur ein Symbol, sondern der Urton, auf dem alles basiert.
Damit ist OM ein Tor in eine andere Bewusstseinsqualität. OM ist Mantra, Klang, Erfahrung.
Und die Stille danach.