Bauchgefühl

Stress zeigt sich im Körper auf ganz unterschiedliche Weise: der Schlaf wird unruhig, die Haut empfindlich, die Verdauung rebellisch – bei mir bleibt die Periode aus. Das zu schreiben, kostet mich Überwindung, weil ich nicht die Person bin, die Persönliches in dieser Form teilt. Aber - ich möchte mit diesem Beitrag aufzeigen, wie wichtig es ist, auf den eigenen Körper zu hören, seine Sprache verstehen lernen. Statt dem nächsten Kommunikationsworkshop also einfach mal in uns selbst investieren.

Kostet nichts. Außer Ruhe und Zeit.

Vielleicht kennst du das auch – erst sind es leise Zeichen, dann werden sie lauter. Der Körper spricht mit uns. Er schickt uns Warnzeichen. Wer hier nicht hinhört, wird es bald noch deutlicher spüren. Der Körper begibt sich in Alarmbereitschaft. Gerät aus der Balance.
Für mich war „funktionieren, durchhalten, weiter machen“ immer wichtig. So habe ich es gelernt. Leistung war mein Lebensstil. Jahrelang war mein Alltag geprägt von Schaffen, Zielorientierung, Kontrolle, wenig Pausen. Mittagessen am Schreibtisch, am Wochenende erreichbar, immer auf Empfang, Leistungssport zum (ungesunden) Ausgleich. Bewusst war mir das gar nicht, denn meine Arbeit machte mir Spaß. Ich identifizierte mich mit dem Filmemachen. Anders wurde es in der Zeit, als wir mit unserer Filmproduktionsfirma durch eine Krise gingen. Existenzangst, finanzieller Druck, Dauerstress. Mein Bauch war immer angespannt. Hart sein, funktionieren – das war meine Strategie. Mein Schutzschild. Loslassen? Für mich lange undenkbar. Weich sein? Kannte ich nicht. Nicht jetzt.

Über sechs Monate blieb meine Periode weg. Erst ignorierte ich es – wird schon wieder. Aber irgendwann wusste ich: Hier stimmt was nicht. Meine Frauenärztin wollte mir die Pille verschreiben. Ich suchte mir andere Wege, fand Hormon-Yoga und TCM und schon nach kurzer Zeit kam meine Periode zurück. Ich war erleichtert und habe verstanden, wie wichtig es ist, auf die Anzeichen des Körpers frühzeitig zu reagieren. Im Austausch mit ihm zu bleiben.

Jetzt, beim Aufbau meiner Selbstständigkeit, bin ich viel bewusster – und trotzdem spüre ich, wie sich alte Muster immer wieder melden. Das letzte Jahr war anstrengend, aufreibend, unsicher. Das Alte noch nicht ganz abgeschlossen, das Neue noch längst nicht vertraut. Wieder bleibt meine Periode aus, mein System fährt auf Sparflamme. Mittlerweile kenne ich die Zusammenhänge und kann dadurch besser gegensteuern. Stress bedeutet Cortisol. Ist der Stress dauerhaft, erschöpft sich das System. Alle Energie wird ins „Überleben“ und damit unser Immunsystem investiert.  Alles was nicht dem Überleben dient (wie Fortpflanzung, Regeneration, kreative Prozesse) wird heruntergefahrene. Nährstoffe kommen nicht mehr richtig an, der Vagusnerv kann nicht mehr regulieren – und (in meinem Fall) hat Fortpflanzung keine Priorität mehr. Das ist kein persönliches Versagen, sondern ein biologischer Schutzmechanismus.

Es geht nicht um „noch mehr Disziplin“, sondern um Balance. Ich lerne, wie wichtig es ist, regelmäßig, ausgewogen und in Ruhe zu essen, gönne mir Pausen, mache weniger Sport stattdessen Yin Yoga. Ich lerne, dass Ruhe keine Leere ist, die sofort gefüllt werden muss, sondern ein „Ort“, an dem neue Kraft entstehen darf.
Sicherheit finde ich heute nicht mehr nur im Aktivsein, sondern auch im Zulassen von Weichheit – auch wenn das immer wieder Mut kostet. Die gesunde Mitte liegt irgendwo zwischen Tun und Sein.

Und genau das gebe ich heute in meiner Arbeit als Coach, Resilienz-Trainerin und Yogalehrerin weiter: Nicht Perfektion, sondern das Vertrauen, dass der Körper weiß, was er braucht – wenn wir wieder lernen, ihm zuzuhören und in einem gesunden Fluss sind. 

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